"Wir waren alle so gefesselt von der Tatsache, dass wir es hier mit einer Tierärztin zu schaffen hatten, dass niemand von der Leiche berichtete – vorerst nicht. Zum einen war ich ungeheuer gespannt, was Jessica zu dem Anhängsel am Flügel sagen würde, und zum andern konnte man dem Mann in dem Strohschuppen – so makaber es auch klingen mag – ohnehin nicht mehr helfen, dem Milan bestenfalls schon. Pragmatisch, aber richtig.
Es erinnerte mich an den Aufnahmetest zu einer gewissen Akademie in einer Science-Fiction-Serie. Dabei wurden die Kandidaten in eine Situation gebracht, wo es zu entscheiden galt, ob sie bei einem eingeklemmten Kameraden verweilen und somit ihr Leben und das eines Dritten wegwerfen würden, oder ob sie den Eingeklemmten im Stich liessen, um ihr Leben und das des Dritten zu retten. Die zweite Entscheidung wurde als richtig gewertet, da sie zwei Menschenleben rettete und die erste allen dreien das Leben gekostet hätte.
Ich bin heute noch nicht ganz einverstanden mit dieser Testbewertung, denn der Mensch wird nicht nur von Vernunft, sondern auch von Gefühlen und einem Gewissen geleitet und es fragt sich, welche psychischen Auswirkungen, das verlassen des eingeklemmten Kameraden für die betreffende Person hätte. Der Verstand sagt: Es war die einzig richtige Entscheidung, aber die Gefühle zeigen: Ich habe meinen Kameraden im Stich gelassen, deswegen ist er jetzt tot. Die Testauswertung war mir schlicht zu stark schwarzweiss, zu einfach."
Montag, 18. Januar 2010
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